Dr. Sigrid Fahrer
Suchmaschinenbetreiber haben klargestellt: Webseiten-Inhalte, die mit KI verfasst wurden, verstoßen gegen die Regeln und werden als SPAM klassifiziert. Statt Inhalte nach der Schablone sind Originalität, nützliche und aktuelle Informationen gefragt. Wer aber sagt, dass man sich dafür keine Unterstützung von AI-Tools wie ChatGPT holen darf? Wie KI beim Verfassen von suchmaschinenoptimierten Webtexten helfen kann, zeigt Sigrid Fahrer vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in einem Gastbeitrag.
Qualitätsvoller Content: Was meint das eigentlich?
Suchmaschinenbetreiber werden nicht müde zu betonen, dass qualitätsvoller Content das ausschlaggebende Kriterium für Ranking-Systeme sei. Nutzerorientierung statt Suchmaschinenoptimierung heißt es sowohl bei Google als auch bei Bing. Inhaltlich nützliche Webseiten zeichnen sich laut den Google-Richtlinien durch neuartige Informationen aus. Sie sollten einen Mehrwert bieten und Themen fachwissenschaftlich und breit abhandeln. Das Google-Ranking-System bewertet Inhalte dabei nach der E‑E‑A‑T-Formel (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness, also Erfahrung, Sachkompetenz, Autorität und Vertrauen). Zur Reflexion des eigenen Contents empfiehlt Google, sich drei Fragen zu stellen.
- Wer hat den Inhalt erstellt? Artikel und andere Webseiteninhalte sollten Verfassende immer eindeutig kennzeichnen.
- Wie wurde der Inhalt erstellt? Falls der Inhalt mithilfe von KI erstellt wurde, sollte es darauf einen Hinweis geben.
- Warum wurde der Inhalt erstellt? Der einzige Grund sollte sein, Nützliches zu bieten, nicht mehr Besucher zu bekommen z.B. über Clickbait.
Das Bekenntnis zum qualitätsvollen Inhalt kommt allerdings nicht ohne einen kurzen Realitätscheck aus. Viele haben das Gefühl, dass Suchergebnislisten immer weniger hilfreich sind. Statt organischen Treffern finden sich auf den ersten Positionen „gesponsorte“ Links in Form von Werbung und Produktanzeigen. Noch fehlen Studien, um diese Selbsterfahrung mit ausreichend Daten zu unterfüttern und für verschiedene Suchanfragen zu verifizieren. Sollten etwa auch hochsensible Themen wie Gesundheit oder Finanzen eine Werbeflut auslösen, hätte dies gravierende Folgen für den Verbraucherschutz. Vor allem vor dem Hintergrund, dass unsere Suchmaschinenkompetenzen lang nicht so ausgeprägt sind, wie wir meinen. Untersuchungen zeigen nämlich, dass nicht gerade wenig Nutzende Schwierigkeiten haben, Werbung von organischen Treffern zu unterscheiden.
Umso wichtiger für die Webseitenbetreiber, die qualitätsvolle Inhalte liefern, die SEO-Regeln der Suchmaschinen zu beachten, um im Wettbewerb um die ersten Rankingplätze mithalten zu können. Hilfestellung bei der Erstellung von nützlichen und suchmaschinenoptimierten Inhalten können KI-Tools geben. Es gilt aber nach wie vor: Die KI ist nur eine Schreibhilfe, unterstützt bei Recherche und Brainstorming, das Verfassen bleibt aber in den Händen der menschlichen Intelligenz.
KI für Themenrecherche
Um interessante und neue Themen zu finden und nicht wiederzukäuen, was schon tausendmal im Netz zu finden ist, können gerade Suchmaschinen-basierte KI-Tools eine große Hilfe sein.
- Was gibt es schon zu einem Thema?
Mit Bing-Chat lassen sich beliebte Webseiten oder Blogartikel mit einem Prompt wie „Gib mir zehn Webseiten/Blogartikel zu [Thema] mit URL?“ zu dem Gegenstand recherchieren, den man selbst ins Auge gefasst hat. Ich habe das Thema Leseförderung gewählt, passend zum Relaunch der DIPF-Webseite „Lesen in Deutschland“. Im zweiten Schritt kann KI Gemeinsamkeiten herausfiltern [„Welche Aspekte von [Thema] behandeln die zehn Webseiten alle gleich?“]. Damit erhält man einen Überblick über das, was andere Webseiten anbieten, aber ebenso, was die Kernfragen eines Themas sind. Es ist dazu möglich, den Chat mit Webseiten zu füttern und die KI zu bitten „Arbeite die Gemeinsamkeiten der folgen Webseiten heraus: [Liste mit URL].“ Auch so erhält man einen Überblick über die Themen anderer Webseiten.
2. Wozu gibt es noch wenig Content?
Durch eine Konkurrenzanalyse der im ersten Schritt recherchierten Webseiten lassen sich auch wenig bediente Themen identifizieren. Der Prompt „Welche Aspekte behandeln diese Webseiten nicht“ liefert Alternativen.
Diese Recherche kann mit einer ganz allgemeinen Anfrage an ChatGPT und Co. zu Ideen für ein Thema abgeglichen werden, um weitere Lücken und Aspekte zu identifizieren. [„Gib mir Ideen für einen Artikel zu [Thema]“ oder „Liefere mir Ideen zu Unterthemen zum [Thema]“]. Wichtig bei all dem bleibt: Die Ergebnisse gegenzuchecken, also einen Blick auf die Inhalte der anderen Webseiten zu werfen, ist unerlässlich. Denn auch der Bing-Chat erfindet gerne mal Webseiten, die es gar nicht gibt. Das lässt sich minimieren, indem der Unterhaltungsstil „im höheren Maße genau“ gewählt wird.
KI-Tools für Suchanfragenrecherche
Nützlicher Content meint natürlich auch nützlich für Nutzende. Um herauszufinden, was User im Internet zu einem bestimmten Thema suchen, bietet in der Bezahlversion zahlreiche SEO-Plugins. Ich habe für einige Anwendungsfälle den SEO-Assistant getestet.
- Was sind geeignete Keywords?
Zentral für Suchoptimierung sind die sogenannten Keywords. Das sind die möglichen Suchbegriffe für ein Thema, die Nutzenden in die Suchmaschine eingeben könnten, um dazu Informationen zu finden. Werden diese Begriffe nach bestimmten Ausgewogenheitsregeln in einen Text eingebaut, kann dies sein Ranking in den Trefferlisten der Suchmaschinen erhöhen. Jede Keywordrecherche für ein Thema beginnt mit einem Brainstorming. Hierfür ist Chat-GPT mit dem SEO-Assistant ein guter Sparringspartner, der mit Prompts wie „Gib mir 25 Ideen für Keywords zum [Thema]“ das Sammeln von möglichen Ideen erleichtert. Was das SEO-Plug-In aber nicht liefert, sind Suchvolumen für die jeweiligen Begriffe. Hier sollte auf spezielle Keyword-Tools zurückgegriffen werden.
- Was sind gute W-Fragen zu einem Thema?
W-Fragen zu einem Thema zu beantworten, ist ein guter Weg zum suchmaschinenoptimierten Text. Der SEO-Assistant für Chat-GPT liefert für den Prompt „Generiere W-Fragen zum [Thema], Fragen, die auf Basis von Keywords erstellt werden. Die Probe aufs Exempel mit dem SEO-Tool „Answer the public“, das die häufigsten Fragen in Google auswertet, zeigt allerdings wenig Überstimmung. Ein weiterer Test mit Chat-GPT ohne das Plug-In wartet mit 25 Ideen auf, die ausgefallen sind, aber ebenfalls wenig mit den tatsächlichen Suchanfragen aus Google gemeinsam haben. Diese kreativen Ideen müssen dann aber erstmal auf ihr Suchvolumen abgeklopft werden.
KI-Tools können bei der Produktion von suchmaschinenoptimierten Texten, Hilfe und Unterstützung geben, die Arbeit nehmen sie einem letztendlich nicht ab. Und das sollten sie auch nicht – auch wenn spezielle Tools wie Koala-Writer dies versprechen. Koala-Writer schreibt komplette, seooptimierte Texte wie Blogartikel mit allem, was dazugehört: Einbau von Keywords auf Basis von Echtzeit-Suchergebnissen, Erstellen passender KI-Bilder, selbstbewusste und kompetente SEO-Tonalität, inklusive zitierter Quellen, FAQs und Key-Take-Aways. Das Rundumsorglospaket ist natürlich sehr verlockend. Hier sei als Gegenargument nochmal an die Klassifizierung von KI-Content als SPAM und dem Frust des gefühlten Einerleis des Internets, zu dem solche Texte beitragen, da sie auf Basis anderer Texte erstellt werden. Das beste Argument gegen rein KI-verfassenden Content liefert für mich Purna Virji: „Wenn alle dieselben Werkzeuge zur Erstellung von Inhalten verwenden, braucht es manchmal einfachen einen Menschen, um herauszustechen.”
Zur Autorin
Dr. Sigrid Fahrer ist wissenschaftliche Koordinatorin im Informationszentrum Bildung am DIPF| Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. In dieser Funktion betreut sie unter anderem die Suchmaschinenoptimierung für die Bildungsportale des DIPF wie den Deutschen Bildungsserver, das Fachportal Pädagogik und den Verbund Forschungsdatenbildung.