Mastodon Skip to main content

Steilvorlagen oder Querpässe? Auf der Suche nach dem Erfolgsrezept

Willi Bredemeier, Michael Klems und der „Arbeitskreis Informationsvermittlung“ luden wieder zum Stell-Dich-Ein der Infobroker-Szene auf der diesjährigen Buchmesse.

Ein paar persönliche Eindrücke von Elgin Helen Jakisch

Unter dem Motto „Mastering the Winds of Change“ wollten die Organisatoren der „Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg“ die etwa 100 Teilnehmer, vorwiegend aus der Privatwirtschaft, auf windige Zeiten einstellen. Der „Wind of Change“ hatte bereits über die Buchmesse gefegt. Erheblich weniger Aussteller als in den Vorjahren wurden auf erheblich weniger Hallen verteilt – die Szene rückt zusammen. Wie schon in vorigen Veranstaltungen, wurde auf die Kundenzentrierung und die Wichtigkeit von ständiger Kommunikation mit dem Management auf Augenhöhe hingewiesen – als Schlüsselkompetenzen in Zeiten des digitalen Wandels.

Die Teilnehmer der Steilvorlagen erwartete ein interessantes Programm: ein Fußballstratege, neues zum Kompetenzprofil für Infoprofis und drei Success Stories aus dem Unternehmensalltag. Die Präsentationen waren gut, inhaltlich informativ und in ihrer Argumentation anregend.

Urs Siegenthaler, der (noch) Chefscout der Nationalelf und im Second Life Unternehmensberater, empfahl, das sich Infoprofis neue Räume suchen sollten, gemeint sind vermutlich Tätigkeitsfelder. Tätig sein und darin gut, sollte seiner Ansicht nach für den Erfolg ausreichen. Ähnlich wie beim Fußball, wo es um Strategie, Taktik und Team geht, müssten Stellungswechsel her, um neue Perspektiven im Spiel zu finden, wenn sich sonst kein Erfolg einstellt.

Genau das bräuchte die Szene dringend. Pfeift den Unternehmen und den dort tätigen Infoprofis der „Wind of Change“ in Form von Stellen- und Budgetkürzungen schon seit Jahren entgegen, so braucht es zusätzliche Kompetenzen, um sich warm anzuziehen. Anna Knoll hatte die wesentlichen Kompetenzen aus Stichproben von Stellenanzeigen skizziert: Kommunikationsfähigkeit, IT-kenntnisse und analytische Fähigkeiten im Bezug auf Informationsquellen und Problemlösung. Es wird mehr verlangt, aber wird auch mehr bezahlt? Das wurde leider nicht weiter thematisiert.

Die Inhalte der „Success Stories“ erlaubten selten gewährte Einblicke in Best Practices von drei Infocentern aus großen Unternehmen. Die Referenten zeigten Beispiele für guten, gelungenen Service. Die dargestellten Erfahrungen dürften für schätzungsweise ein Drittel der Steilvorlagen-Teilnehmer aus dem Unternehmensumfeld nichts Neues gewesen sein. Galt es doch eher, anhand der Praxisbeispiele Orientierung und Bestätigung für das eigene Handeln zu finden. Das Erbringen eines guten Services klingt erfolgversprechend, hier steht der Kunde auch im Mittelpunkt der Betrachtung.

Leider wurde ein kausaler Zusammenhang zwischen den eigenen Aktivitäten und einer damit verbundenen Garantie für den Verbleib im Unternehmen hergestellt, der aber nicht konkret belegt werden konnte. Dass ein guter Service ausreichend „Steilvorlage“ bietet, um nicht abgebaut zu werden, ist zu vielleicht zu einfach gedacht. Denn heute reicht z.B. ein „VW-Skandal“ aus, um für einen dann kurzerhand entschlossenen Konzernumbau zu sorgen. Und Manager, zu denen man gute Kontakte gepflegt hat, sind dann möglicherweise nicht mehr präsent. Ereignisse in Unternehmen sind dynamisch und korrelativ. Sicher wissen das auch die Referenten.

Wichtig wäre zu vermitteln, wie man sein Bestes gibt, und (trotzdem) mit Veränderungen umgeht, die man nicht beeinflussen kann. Die Existenzberechtigung entscheidet sich am Ende womöglich ganz woanders. Natürlich wünschen wir uns alle, optimalen Lösungen zu finden, die den Fortbestand unserer Arbeitsplätze sichern. Wichtig wären darüber hinaus „Impulse“, die uns helfen, die zitierten „neue Räume“ in Zukunft auch tatsächlich finden zu können. Wo werden in Zukunft unsere Spielfelder liegen? Für die selbständigen Infoprofis (sie waren mit etwa 5% im Auditorium unterrepräsentiert), die der „Wind of Change“ schon längst aus den Unternehmen herausgefegt hatte, gaben die Steilvorlagen eher wenig neue Impulse. Sie haben sich schon längst neue Räume gesucht und können ohne aktiven Kundenkontakt gar nicht überleben.

Der Arbeitskreis richtet sich bei der Gestaltung des Programms im Moment noch an den Etablierten der Szene aus. Etwa ein Viertel der Teilnehmer waren bekannte Info-Dienstleister, Provider und Sponsoren. Immerhin waren zu einem guten Drittel auch Studierende vor Ort. Leider erfuhren Sie, dass die Großindustrie eher Experten (Wissenschaftler, Ingenieure u.ä.) als Generalisten einstellt und diese mit „InfoProfi-Kompetenzen“ nachträglich ausstattet.

Die Steilvorlagen sind zu einem gut besuchten Treffen der Szene geworden. Man geht auch hin, um Kontakte zu pflegen. Sie bieten ein willkommenes „Kaminfeuer“, an dem man sich gemeinsam im „Wind of Change“ wärmen kann. Wenn („die Zwei“) Organisatoren es für das nächste Jahr schaffen, Redner wie Siegenthaler einzuladen, die „Out Of the Box“ denken und lohnenswerte Impulse für die InfoPros vermitteln, können sie weiteres Feuer entfachen.

Nähere Infos zu den Steilvorlagen, Programm und Bilder auf dem Infobroker-Blog http://www.infobroker.de/blog/, sicher in aller Ausführlichkeit in der/den nächsten Pushdiensten oder Password-Ausgabe/n und auf Twitter #infopro15.

2015_fbm_steilvorlagen

Sympathisch selbstironisch: Willi Bredemeier und Michael Klems, die Organisatoren der Steilvorlagen. (Bild: Elgin Helen Jakisch)