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In 10 Jahren dann Industrie 6.0 – Markus Beckedahl (@netzpolitik) zu den Chancen und Gefahren der zunehmenden Vernetzung

By 18. September 2015Juni 27th, 2016Allgemein, Internet und Gesellschaft, Netzpolitik

Markus Beckedahl (* 1976 in Bonn) ist ein netzpolitischer Aktivist und Journalist aus Berlin. Er wurde vor allem durch das von ihm 2002 gegründete und hauptsächlich betreute Blog Netzpolitik.org bekannt, in dem Themen der Informationsgesellschaft behandelt werden. Netzpolitik.org ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Blogs und wurde 2014 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet. (Mehr zu Beckehal auf Wikipedia).

Markus Beckedahl ist Redner auf dem Wittenberger Forum „True Fiction: Die Digitalisierung unseres Alltags“ vom 24. bis 26. September.

Hallo Markus, danke, dass Du dir Zeit genommen hast für ein kurzes Interview zu Deinem Vortrag auf dem Wittenberger Forum über „Private Öffentlichkeit und intime Privatheit – von sozialen Netzwerken auf privaten Plattformen und intimen Daten für private Services“.

Erste knappe Frage vorne weg: Warum benutzt Du Facebook?
Ich nutze vor allem Facebook, um Mechanismen von neuen Öffentlichkeiten zu verstehen.

Wie findest Du es, dass zum großen Teil politische Öffentlichkeit im Netz auf Facebook stattfindet?
Der Trend wird leider mit den Nutzungsgewohnheiten immer größer und das ist bedenklich. Auf Facebook gelten nicht unsere Grundrechte, sondern deren AGB und Communitystandards.

Worin siehst Du hier die größte Gefahr?
In der Privatisierung der Rechtsdurchsetzung sehe ich dabei einen ebenso gefährlichen Trend wie auch bei der Datensammlung. Genauso werden aber auch Diskurse für Nicht-Facebook-Nutzer weniger nachvollziehbar.

Thema IFA: Du warst auf der IFA und hast Dich etwas bei den großen CE-Herstellern umgeschaut, wie AEG, Siemens, Bosch. Ist Industrie 4.0 da schon angekommen?
Bald braucht man anscheinend für jeden Kaffeekocher eine eigene App. Darauf hab ich wenig Lust, denn jede zusätzliche App steigert die Unsicherheit meines Smartphones. Zumal hab ich nicht immer das Gefühl, dass Datenschutz und IT-Sicherheit groß geschrieben wird.

Würdest Du eine intelligente Waschmaschine nutzen wollen?
Kommt ganz auf das System an und ob mir Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet wird. Außerdem sehe ich den Trend, dass man möglicherweise ebenso wie bei Druckern zukünftig nur bestimmte Waschpulver nutzen darf. Darauf hab ich keine Lust.

Warum?
Ich muss der Waschmaschine vertrauen können, denn sie steht in meiner Wohnung. Sie soll einfach meine Wäsche waschen. Dafür brauche ich keine App, das klappt auch so.

Welche Chancen siehst Du beim Internet der Dinge für unsere Gesellschaft?
Vernetzung bietet viele Vorteile, wenn man frühzeitig die Nachteile berücksichtigt. Ich freue mich auf das vernetzte Haus, wenn man den Datenschutz, IT-Sicherheit und offene Standards konsequent mitdenkt.

Industrie 4.0 – mal so allgemein: wo siehst Du Deutschland in 10 Jahren?
Bei Industrie 6.0.

Vielen Dank.
Gerne.

Das Interview führte: Clemens Weins, Vorstand DGI.