Peter Paul Canisius, geboren am 17. Oktober 1929, ist am 25. Dezember 2021 in seinem 93. Lebensjahr verstorben. Er wurde in Peine geboren und verbrachte seine Schul- und Jugendzeit in Minden, wo er 1949 das Abitur ablegte. Seinen Neigungen und Interessen entsprechend begann er eine Ausbildung in Journalistik und Bauingenieurwesen. An der Karlsruheer Technischen Hochschule Fridericiana schloss er diese mit dem Diplom ab. Sein Berufsleben begann er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundesanstalt für Wasserbau. Dort sammelte er Erfahrungen auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung und übernahm bald Verantwortung für den Aufbau der zentralen Rechenstelle der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung. 1968 wechselte er zur Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach, wo er für den Aufbau des Rechenzentrum BMV/BASt verantwortlich wurde. Seine Erfahrungen brachte er in die International Transport Research Documentation (ITRC) ein. 1982 bis 1987 leitete Canisius den Zentralbereich der BASt. mit einem breiten Verantwortungsspektrum wie Verwaltung, nationale und intermationale Forschung und Versuchsanlagen. 1987 wurde Canisius die Leitung des Bereichs Straßen- und Brückenbau übertragen, eine Position, von der er weiterhin auch stark nach außen wirkte. Er war Mitglied in den bautechnischen Lenkungsgremien der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) sowie in einschlägigen Gremein des DIN. Herausragend war in diesem Zusammenhang seine Aufgabe als Chairman des Technischen Komitees CEN/TC 227 „Road Construction and Maintenance Materials“. Diese Arbeiten wurden mit der Ehrennadel der FGSV und der DIN_Ehrennadel gewürdigt.
Prof. Dipl.-Ing. Peter Paul Canisius war 1977 in die DGD eingetreten. Im Oktober 1978 wurde der damalige Professor und Direktor der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach zum Präsidenten der DGD gewählt, ein Amt, das er neun Jahre lang bis 1987 innehatte. In diesem Zeitraum erfolgte die Gründung der Online-Benutzergruppe, es fanden die erste Online-Tagung und die erste KWID-Tagung statt. Ein besonderes Anliegen war für ihn stets die internationale Zusammenarbeit und die Pflege internationaler Beziehungen. So wurde während seiner Präsidentschaft auch das Projekt „Internationale Aufgaben der DGD“ aufgenommen. Ausgehend von seiner Mitarbeit im damaligen DIN-NABD (heute DIN-NID) Ende der 1970er Jahre war Canisius auch Mitglied im ISO/TC 46 Steering Committee, dem Beirat des Internationalen Normungskomitees ISO/TC 46, in dem für Deutschland der DIN-NABD das Mitglied war. 2008 verlieh die DGI ihm die Ehrenmitgliedschaft.
1986 wurde Canisius Schatzmeister der FID und später Honorary Fellow der Fédération Internationale d‘lnformation et de la Documentation. Von 1989 bis 1998 war er Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) in Bonn. Er war in zahlreichen internationalen Fachgremien, unter anderem bei der OECD, der UNESCO und in den internationalen und europäischen Standar-disierungsorganisationen ISO und CEN leitend tätig. Dabei kamen ihm seine perfekten englischen und französischen Sprschkenntnisse zugute.
Canisius hat die Bundesregierung in mehreren zwischenstaatlichen Programmen der UNESCO vertreten: im Allgemeinen Informationsprogramm (PGI) und im Internationalen Informatikprogramm (HP). 1993 leitete er als erster Vertreter Deutschlands seit 27 Jahren die Sitzungen der Kommission I der 27. UNESCO-Generalkonferenz in Paris.
Ende 1994 war Canisius als Professor und Direktor sowie als Ständiger Vertreter des Präsidenten der Bundesanstalt für Straßenwesen in den Ruhestand getreten. Seither widmete er sich verstärkt seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Ab 1998 engagierte er sich als Gründungspräsident und Vorsitzender des internationalen Aufsichtsrats des Moskauer UNESCO-Instituts für Informationstechnologie im Bildungswesen. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat ihm im Juli 2000 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Im selben Jahr wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt.
In seiner Wahlheimat Köln engagierte Peter Canisius sich kultur- und gesellschaftspolitisch. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied des „Runden Tisch für Ausländerfreundlichkeit“, der auf seine Initiative 2002 in „Runder Tisch für Integration“ umbenannt wurde.
Sein letztes Lebensjahr verbrachte er in einem Stift in Göttingen, wo er auch während der Pandemie täglich Kontakt mit seiner Familie hatte. Bis zuletzt hat er aber auch außerhalb Gespräche gesucht und gefunden, zahlreiche Telefonate geführt, und sich gesellschaftspolitisch geäußert.Sein Rat, seine Anregungen, auch seine Warnungen, z.B. bezogen auf die Schutzbedürftigkeit der Demokratie, wurden gehört und geschätzt.
Die Anteilnahme der DGI gilt seiner Familie und seinen Freunden. Wir werden unserem Ehrenmitglied ein ehrendes Andenken bewahren.
Marlies Ockenfeld