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Informationskultur, Informationskompetenz und Demokratie

Eine der zentralen Aufgaben der DGI ist es gemäß Satzung, Informationskompetenz zu fördern, insbesondere im Bereich der Bildung. Das Informationsverhalten breiter Teile der Bevölkerung ändert sich rapide. Die Bedeutung der Qualitätsmedien schwindet. Die Nutzung von Social Media und Messenger-Diensten steigt ständig. In dieser Situation sehen sich seriöse Journalisten, traditionell Gatekeeper für geprüfte Informationen, demVorwurf der „Lügenpresse” ausgesetzt. Diese richten sich nicht nur gegen Medien, die sich dem links-liberalen Spektrum zurechnen, sondern reichen bis weit ins bürgerliche Medienumfeld hinein. Informationen und die Kompetenz, Informationen zu bewerten, sind wichtige Voraussetzungen für richtige Entscheidungen eines jeden Bürgers / einer jeden Bürgerin. Dies gilt sowohl für persönliche Entscheidungen, aber auch für jene im unternehmerischen, genuin politischen oder sonstigen professionellen Bereich. Gefährdet werden diese Voraussetzungen durch die Produktion und Verbreitung von Falschinformationen, wie die in den USA in der Trump-Ära aufgekommenen und zu trauriger Berühmtheit gelangten „Fake News” oder „alternativen Fakten“ („alternative facts“). Dabei scheint bislang noch keine wirklich konsistente Theorie vorzuliegen, die umfassend erklären könnte, warum bestimmte Personengruppen Falschnachrichten produzieren und lancieren und bestimmte Empfänger diese traditionell von Journalisten recherchierten und publizierten Nachrichten oder von renommierten Wissenschaftlern veröffentlichten Erkenntnissen vorziehen. Fakt scheint jedoch, dass Falschinformationen immer größeren Einfluss auf wachsende Teile der Bevölkerung haben und hier die Grundlagen für (demokratie-kompatible) Handlungsentscheidungen negativ beeinflussen. Die DGI-Fachgruppe „Information und Gesellschaft“, konstituiert von den DGI-Mitgliedern Dina Bott, Gudrun Schmidt und Michael Borchardt, lädt Interessierte dazu ein, sich mit dem Themenkomplex „Informationskultur, Informationskompetenz und Demokratie” auseinanderzusetzen:

– Wie kommen Falschinformationen zustande?
– Wer produziert sie?
– Mit welcher Intention werden Falschinformationen erschaffen?
– Über welche Kommunikations- bzw. Informationskanäle werden sie verbreitet?
– Wer zieht Nutzen aus dieser Verbreitung?
– Wer wir durch die Rezeption von Falschinformationen geschädigt
− auf welche Weise?
– Welche Wichtigkeit bzw. Bedeutung kommt Falschinformationen zwischenzeitig zu?
– Wie lassen sich Falschinformationen identifizieren?
– Welcher Umgang mit Falschinformationen scheint geboten?
– Wie kann diesen in persönlichen wie schriftlich geführten Diskursen widersprochen werden?
– Wie kann man ihren falschen Charakter bekannt machen?

In der DGI-Fachgruppe „Information und Gesellschaft” wollen wir solche und weitere Fragen stellen und Antworten suchen. Ein erster Schritt besteht klassisch in der Materialsammlung: Desinformationsbeispiele, bereits etablierte Diskurse, erste Studien aber auch Handlungsempfehlungen im Umgang mit dem Thema. Wir möchten uns mit Menschen, die sich aus (professionellen) Blickwinkeln mit dem Thema auseinandersetzen, vernetzen und mit ihnen in den Dialog treten. Um „Quick Wins“ zu realisieren, wollen wir möglichst rasch parallel erste Kontakte zu Fachleuten aufbauen und mit diesen gemeinsam im Rahmen der DGI Veranstaltungen zum Thema Desinformation anbieten. Parallel dazu werden wir auf einem Teil des DGI-Webauftritts auch für eine Sichtbarkeit im Netz sorgen – und ergänzend (verschiedene) Social-Media-Kanäle bespielen. Arbeitsergebnisse der Gruppe wie auch Fazite zu den Veranstaltungen möchten wir in regelmäßigen Abständen in Print- wie auch elektronischer Form veröffentlichen. Hier steht uns u. a. für die wissenschaftlichen Fachpublikation der DGI die Zeitschrift „Information – Wissenschaft und Praxis” (IWP) zur Verfügung. Ein weiteres Ziel ist die konkrete Vernetzung von Fachleuten, Initiativen und Organisationen zum Thema – visualisiert z. B. in Form eines Wissensgraphen. Der DGI-Fachgruppe „Information und Gesellschaft” fiele hier eine transparente Hub-Funktionalität zu, die darüber hinaus auch einen realen Nutzen für weitere Interessentengruppen böte.

Mitglieder und Ansprechpartner

  • Dina Bott (Vorsitzende der Fachgruppe)
  • Gudrun Schmidt (stv. Vorsitzende)
  • Jonathan Geiger
  • Gabriela Mirescu
  • Michael Borchardt (-30.6.2023)

Kontakt

Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI)
Windmühlstraße 3
60329 Frankfurt am Main

Telefon: +49 (0) 69 4303-13
Telefax: +49 (0) 69 4909096
E-Mail: infoges@dgi-info.de

Quelle: https://pixabay.com/images/id-1903774/

Neues aus der DGI-Fachgruppe Information und Gesellschaft (INFOGES)

Dubioses Unternehmen löscht die Wahrheit im Internet - und ersetzt sie durch Fake News

Februar 2023

Kaum zu glauben und dennoch wahr: Das ursprünglich in Barcelona gegründete Unternehmen Eliminalia bietet laut Selbstbeschreibung Reputationsmanagement im Internet für zahlende Privatpersonen wie Organisationen jeglicher Art. "Wir lassen Ihre Vergangenheit verschwinden und verhelfen Ihnen zu einer neuen Zukunft" heißt es dazu in der deutschsprachigen Version der Website. Auf den ersten Blick durchaus honorig, wenn man zudem bedenkt, welche Verunglimpfungen allein in den sozialen Medien kursieren. Was Eliminalia jedoch nicht nach außen trägt, sind seine dubiosen Strategien beispielsweise gegen die Arbeit investigativer Journalisten. Deren Arbeitsergebnisse werden häufig von Eliminalia manipuliert oder gelöscht bzw. durch Fake News ersetzt. Auch Schwerkriminelle bekommen durch das Unternehmen rasch wieder eine blütenweiße Weste. Selbst der Google-Searchbot ist vor diesen Manipulationen nicht sicher. Die schweizerische NZZ analysiert die Machenschaften von Eliminalia.

 

Deutschlandfunk Denkfabrik 2023 - "Wehrhafte Demokratie"

Januar 2023

Ein Jahr - ein Thema: Die drei Wellen des Deutschlandradios beschäftigen sich 2023 in ihrer Denkfabrik intensiv mit unserer "wehrhaften Demokratie". Vor der Folie (internationaler) politischer Entwicklungen der vergangenen Jahre werden sowohl Verfassung, das Handeln staatlicher Akteure wie auch jenes von (halb-)öffentlichen Individuen, Vereinigungen oder Parteien ins Visier genommen. Pointierter: Wie gewappnet zeigt sich eigentlich unser politisches System gegenüber den Angriffen von Extremisten jeglicher Couleur - kommen sie nun aus dem links- oder rechtsextremistischen Spektrum oder agieren bspw. aus religiösem Fanatismus? Lässt sich unsere Demokratie auf parlamentarischem Wege abschaffen? Was haben wir aus der Weimarer Verfassung gelernt? Wie gestalten sich gerade politische Wahrnehmung und Kommunikationsmuster der Öffentlichkeit um? Wir dürfen gespannt sein - hier ein paar Lesetips zum Einstieg ins Thema.

 

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft und die Rolle von Open Science - 31. Januar , 17:00 – 18:30 Uhr - per ZOOM

Januar 2023

Oft wird Wissenschaftlern und ihren Erkenntnissen mit großem Vorbehalt begegnet und es entstehen Missverständnisse über die Arbeitsweise in der Wissenschaft. Die Open Science Bewegung möchte diesem mit ihrer Offenheit entgegenwirken. Dabei nehmen Wissenschaftskommunikation und Partizipation der Öffentlichkeit eine besondere Rolle ein.

In unserem Beitrag wollen wir uns deshalb mit dem Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft in Bezug auf Vertrauen widmen. Welche Rolle spielt gute Wissenschaftskommunikation, das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken? Und wie kann mit Hilfe von Citizen Science Projekten die Wissenschaftskommunikation verbessert und letztlich dadurch das Vertrauen in den Wissenschaftsprozess gestärkt werden?

Referent/innen: Patrick Brimioulle, Yelyzaveta Kovalova, Manuel Osswald, Sara Tubach: Hochschule Darmstadt, Fachbereich Media, Information Science (M.Sc.)

Anmeldung unter: https://dgi-info.de/event/das-vertrauen-der-bevoelkerung-in-die-wissenschaft-und-welche-rolle-open-science-dabei-spielen-kann/

Aktuelles Quartalsheft 4/22 "Wahrheit" des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB)

Januar 2023

Neben dem Schönen und Guten liegt uns in der DGI-Fachgruppe Information und Gesellschaft seit Anbeginn die Hege des Wahren sehr am Herzen - auch 2023 - im Jahre des 75. DGI-Jubiläums. Als hätten wir es mit den Kolleginnen und Kollegen des WZB Berlin abgesprochen, beschäftigt sich der aktuelle Quartalsschwerpunkt der WZB-Mitteilungen mit dem Thema Wahrheit. Und hier die ganze Palette: Erosion von Wahrheiten, KI und DeepFakes, Unterlaufen der "regulative(n) Idee von Wahrheit", autoritärer Populismus als Abrissbirne der Demokratie und Gegenmaßnahmen der Zivilgesellschaft gegen Desinformation. Eine super-spannende Ausgabe - wenn auch themenbedingt über weite Strecken kaum vergnügungssteuerpflichtig. Prädikat: unbedingt lesenswert!

"Interroger les enjeux de la désinformation: Croisement de regards francophones" - Hybrid-Tagung an der enssib (école nationale supérieure des sciences de l'information et des bibliothèques) zum Thema Desinformationen in der frankophonen Welt - 14. Oktober 2022 - 9:00-17:00 Uhr

September 2022

Allzu häufig liegt unser Fokus bei der Beschäftigung mit Falschnachrichten (fake news) auf dem deutschsprachigen, angelsächsischen oder russophonen Raum. Leider muss inzwischen auch die französischsprachige Welt mit dieser demokratiegefährdenden Entwicklung leben. Eine für den 14. Oktober 2022 geplante Hybridtagung der enssib, EBAD (École de Bibliothécaires, Archivistes et Documentalistes, Dakar, Senegal) sowie der Organisation internationale de la francophonie (OIF) fokussiert dieses Thema im Projektrahmen "Lutte contre la désinformation" und legt dabei einen besonderen geographischen Schwerpunkt auf Westafrika - in Analyse wie Umgang mit dortigen Falschinformationen.

Veranstaltungsort: Enssib | 17-21 bd du 11 novembre 1918 | 69100 Villeurbanne / online können Sie über den youtube-Kanal der enssib teilnehmen

Bitte melden Sie sich über diesen Link an.

Aktuelle US-Studie entlarvt TikTok als "Fake News-Schleuder"

September 2022

Der US-amerikanische Recherchedienst für Desinformation und Falschnachrichten, NewsGuard stellt in seinem "Misinformation Monitor September 2022" die Ergebnisse einer Studie vor, in der die Social Media-Videoplattform TikTok als wahre "Fake News-Schleuder" entlarvt wird.

Anhand eines definierten Recherchesamples zu aktuellen Themen fanden die Autoren heraus, daß rund zwanzig Prozent der Rechercheergebnisse auf TikTok Falschnachrichten wiedergaben. Dieser Befund ist umso gravierender, als TikTok überwiegend von jüngeren Usern frequentiert wird (Anzahl der weltweiten TikTok-Nutzerinnen im Alter von 13-24 Jahren - bezogen auf 2021 - mehr als 44 Prozent - Quelle: Statista).

Die Suchmaschine Google schnitt vor diesem Testdesign deutlich besser ab.

 

 

Digitaler Medienkonsum in Zeiten der Aufmerksamkeitsökonomie

Januar 2022

Nein, nein, nein - früher war wirklich nicht alles besser - oder vielleicht doch? Blicken wir auf die Art des Medienkonsums könnte man ins Zweifeln kommen. Aktuelle Eye Tracking-Analysen an der DHBW Karlsruhe belegen, dass unser Medienkonsum grundlegenden Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie folgt - und sich damit unserer bewussten und willentlichen Kontrolle weitgehend entzieht.

Im Gegensatz zur Nutzung analoger (Print-)Medien, wird unsere Aufmerksamkeit beim Konsum digitaler Pendants - und hier sind insbesondere Social Media-Kanäle einschlägig - durch "reisserische" Mittel gelenkt: "Überschriften", "ausdrucksstarke Bilder", "Signalwörter" oder -"farben" wirken auf unsere selektive Wahrnehmung ein und verdrängen dadurch häufig die relevanten Inhalte des Gelesenen.

Demokratiefördernd wirken diese "Wahrnehmungsverstärker" also nicht gerade. Im Gegenteil, sie können für uns als Rezipienten, verstärkt durch die in sozialen Medien eingesetzten Algorithmen, die Relevanz sachlicher Informationen im Vergleich zu solchen mit emotionalem Inhalt deutlich verringern.

 

Youtube im Fokus von mehr als 80 Faktenprüfern aus aller Welt

Januar 2022

Mehr als 80 internationale, professionell arbeitende Faktencheck-Organisationen aus über 40 Ländern haben in einem offenen Brief an die CEO von YouTube, Susan Wojcicki, demokratiegefährdenden Content auf der Plattform beklagt. In kaum einem anderen Kanal würde Online-Desinformationen und -Falschnachrichten ("fake news") solch breiter Raum eingeräumt wie auf YouTube. Das spendenfinanzierte deutsche Recherchezentrum CORRECTIV ist einer der Mitunterzeichner des Briefes und veröffentlicht dessen Wortlaut in deutscher Übersetzung.

Lesen Sie dazu auch den Blogeintrag der IWP-Redaktion.

PREVENT - Forschende der Universität Duisburg-Essen (UDE) koordinieren ein auf drei Jahre angelegtes Verbundforschungsprojekt zur Identifizierung von fake news und Desinformationen in sozialen Medien

Januar 2022

"Gerüchte, Falschmeldungen und Verschwörungsmythen: Soziale Medien sind voll von Desinformation. Aber wer steckt dahinter und was kann man dagegen tun? Ein neues Projekt, das Forschende der Universität Duisburg-Essen (UDE) koordinieren, will dem jetzt auf den Grund gehen. Die Erkenntnisse sollen insbesondere Sicherheitsbehörden helfen, Desinformationskampagnen zu erkennen und dagegen vorzugehen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt dafür 1,6 Millionen Euro zur Verfügung" so Dr. Thomas Wittek in einer Pressemitteilung des Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats der UDE.

Das Projekt PREVENT (Trainingsansatz zur Vermittlung von Maßnahmen zur Prävention digitaler Desinformationskampagnen) ist auf drei Jahre angelegt und wird bis Ende Dezember 2024 laufen.

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Webseite des fördernden Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).